Mittwoch, 28. Oktober 2009

Israelisches Tagebuch 9

Tel Avivsche Idylle, ein Kind spaziert nackt auf dem Sand, ein Hund schreckt ein Paar Tauben ab, ich gehe aus dem Wasser und lasse mich von der sanften Oktobersonne trocknen, ein Buch in der Hand, alles ruhig.

In dem monotonen Rauschen des Meeres entdecken meine Ohren ein anderes Rauschen, oder viel mehr Brummen. Meine Augen suchen und suchen, und da sind sie. Tel Avivsche Idylle, ein Kind spaziert auf dem Strand und ein Hund schreckt ein Paar Tauben ab, und in dem klaren Himmel fliegen zwei Metallvögel, F15 Kampfjets, vielleicht mit einem sonnigen Gruß an unsere Nachbarn im Gazastreifen.

Übrigens, falls Ihr Euch fragt wie ich so sicher bin dass es zwei F15 und nicht etwa F16 oder Miragé waren, kann ich Euch erzählen dass jedes Kind in Israel, und ich natürlich auch, diese Flieger erkennen kann. An dem Schwanz, übrigens. Als ich neun Jahre alt war nahm mich mein Vater mit zu der Luftwaffeparade anlässlich des israelischen Unabhängigkeitstags. Wir sind zu dem Nationalstadium in Ramat Gan gefahren, einem Vorort von Tel Aviv. In diesem Stadium werden normalerweise Fußballspiele gehalten, auch von der israelischen Nationalmannschaft (Wir haben hier einmal Frankreich geschlagen! Echt jetzt!). Drei Stunden lang brummten über unsere Köpfe die feinsten Produkte die man mit amerikanischem Geld kaufen kann, und zum Schluss tanzten zwei "Apachee" Kampfhubschrauber einen Liebestanz zur allgemeinen Freude der Zuschauer.

Ich finde es wunderbar dass ich fast jeden Tag dazu komme, Deutsch zu sprechen. Mal ist es mit der Sekretärin meiner Fakultät, Mal auf irgendeiner Veranstaltung des Goethe Instituts, es passiert mir auch öfter, dass ich deutschen Touristen die sich hier rumirren helfe. Na ja, vorausgesetzt ich kenne die Tel Aviver Strasse, die sie suchen. Ich mahle meine Heimatstadt zwar mit schwierigen Farben, in meinem Herzen bin ich aber ein Jerusalemer, das war ich sogar irgendwie auch in Berlin und Nürnberg.

Ich höre, bei Euch ist grad etwas kälter. Wenn ich jetzt, mit einem T-Shirt auf dem Balkon sitze und dem leisen summen der Klimaanlagen zuhöre, kommt mir die Erinnerung an die deutsche Kälte wie aus einer anderen Welt vor. Neulich, als ich mein Zeug aus den Kisten packte, habe ich einige Kleiderstücke angeschaut und mir dabei gedacht, ich kann sie gleich in den Koffer stecken den ich mit nach Deutschland nehme, da sie hier in Israel ehr ein Wert haben ausgestellt in einem Museum.

Ich schicke Euch allen einen ganz lieben Gruß, Ihr seid hier vermisst,

Ofer

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