Dienstag, 13. Oktober 2009

Israelisches Tagebuch 6

Israelisches Tagebuch 6

"Misrad Hapnim" – Innenministerium – war mein Ziel heute Morgen. Ich musste meinen Ausweis auf den neusten Stand bringen, spricht dem Ministerium mitzuteilen dass ich verheiratet bin, und in Tel Aviv wohne.

Das Ministerium haust in einem neuen Hochhaus im Osten Tel Avivs. Pünktlich um 8 stand ich vor dem ersten Metaldetektor, zehn Minuten später vor dem zweiten. In einer Ecke des Wartesaals stand eine Gruppe Schwarzafrikaner – Israel, wenn man zu Fuß von Afrika in die westliche Welt läuft, ist das erste Ziel. Ein Ministeriummann mit einer kleinen "Kippa" (Keppi) suchte jemand der übersetzen kann, wurde dann fündig bei einem kleinen runden älteren Mann aus dem Sudan. Der Sudanäser trug ein Hemd von einem israelischen Sicherheitsdienst, und lächelte die ganze Zeit mit strahlend weißen Zähnen. Den Mitarbeiter des Ministerium hatte es wenig beeindruckt, und er befahl die Gruppe ihre Ausweise von der UNRA (Uno-Flüchtlingsorganisation) vorzubereiten.

Die junge Dame die mich am Schalter empfing sagte, im Computer steht schon dass ich verheiratet bin, "das hat uns das Hauptrabbineramt in Jerusalem mitgeteilt." Tja. Gott ist nun mal allgegenwärtig in Israel. Ich habe ihr meine neue Adresse vorgelesen, und sie schickte mich zum anderen Schalter um den neuen Ausweis zu bekommen. Vor diesem Schalter stand ein junger, offensichtlich schwuler Mann der seinen frischgedrückten Ausweis anschaute. (Ich muss hier eine kurze Erklärung geben – in Israel stand auf dem Ausweis bis vor kurzem "Nationalität – Jude", "Araber", oder "Ungewiss". Es half meinem fortgeschrittenen Staat dabei, einige von seinen Staatsbürger fortschrittlich zu diskriminieren). Der junge Mann fragte die Dame am Schalter – "Es steht hier nicht mehr "Jude" in meinem Ausweis. Was hat es zu bedeuten?" "Nichts," sagte die Dame. "Wir wissen schon dass Du einer bist". Allein die Übersetzung dieses Satzes auf Deutsch ist krass.

Ansonsten geht es mir gut, ich hatte gestern einen ersten unspektakulären Dienst, die Kollegen sind nett und mein Gehalt ist auf dem Boden des toten Meers, aber das macht nichts. Ich mach´s für die Kunst!

Morgen gibt es ein Treffen im Goethe Institut, "Deutsch-Israelisches Networking Forum 2009", also sehen und gesehen werden. Ich werde es einfach genießen, wieder ein wenig Deutsch zu hören.

Gute Nacht aus dem heiligen Land,

Ofer

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