Dienstag, 10. November 2009

Israelisches Tagebuch 11

Liebe Freunde,

ich sitze vor dem Fernseher und sehe Bilder aus Berlin, es ist ja der 9 November, und vermisse Euch sehr. Im ersten israelischen Sender lief ein Dokufilm über Ostalgie, und ich habe mir gedacht –

ich kenne diese Bilder und glaube, ihre Bedeutung in mir zu spüren. Erst vor ein Paar Monaten saß ich mit David und Jan in Prenzlauer Berg, und die zwei, jeglicher Nüchternheit völlig fremd, versuchten anhand von Mundgeräuschen mir den klanglichen Unterschied zwischen einer Trabbitür die zugemacht wird und einer Wartburgtür.

Ich kenne das Gesicht eines Ossis wenn er plötzlich still steht und sagt, "Mensch, es riecht hier nach DDR". Und der charmante Sächsische Dialekt (mit dem David der Hornist mich jedes Mal vor Lachen flach gelegt hat) den ich nicht nachmachen kann obwohl ich es seit 10 Jahren versuche (ich glaube, es wirkt peinlich wenn ich es mache, entschuldigt mich bitte) weckt bei mir starke Erinnerungen, wenn ich ihn jetzt von einem Vopo auf dem Bildschirm höre.

Es ist über einen Monat her seitdem ich nach Israel flog. Ich merke wie diese Erinnerungen an Deutschland, gespeichert und hervorgerufen auf einer Sprache die meiner Umgebung völlig fremd ist, sich zu einer kleinen geschlossenen Welt in mir versammeln. Ich kann diese Welt mit meinen Freunden hier nicht teilen. Für sie bleibt Deutschland der Ursprung von besoffenen Touristen, Von FC Bayern München und guten Autos, von Bier und Nazis und Beethoven. Ich weiß noch, wie viele meiner deutschen Freunde über Israel geredet haben, als wir uns kennen lernten. Ich weiß, dass viele jetzt eine andere Meinung über mein Vaterland haben – nicht weil wir über Politik oder die Geschichte geredet haben, sondern weil sie jetzt ein Gesicht hinter dem Namen "Israel" kennen, einen Menschen. Ich wünsche mir, den gleichen Effekt bei meinen israelischen Freunden zu erreichen.

Ich drücke Euch alle,

Euer Ofer

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