Milan Kundera schrieb mal, Verrat
sei so eine Sache die einzig beim ersten Mal weh tut, als ob sich etwas
einspielen, einüben sollte, das Verratsmuskel. Hat sich dieses einmal geregt,
so wird jedes Mal leichter, natürlicher, eine leichte Bewegung der Hand, ein
Wink und ein kurzer Blick.
Was soll ich denn schon
verraten können, woher der Pathos schon wieder, fragt Miriam aus Berlin in
meinem Kopf, obwohl sie genauso besorgt ist wie ich, ich weiß es, ich spüre in
meiner Nase den Leinengeruch der auf uns wartenden Bettdecken in Berlin Charlottenburg.
Es sammeln sich wieder
Kriegswolken am Horizont, dieses Mal sollten sie giftig sein. Zwei Schlangen
bieten sich an. Die eine, vor der Postfiliale wo die Gasmasken vergeben werden –
der Internetversanddienst ist kollabiert an dem Tag, an dem Obama seine
Lederjacke anzog - stinkt nach Schweiß,
stinkt nach Menschen auf die keine nach Leinen riechenden Bettwäsche in Berlin
Charlottenburg warten. Sie stinkt nach eingeübter Angst, sie besteht aus
Menschen die ihre Angst verrichten wie eine Hure den Liebesakt.
Meine alte polnische Klavierlehrerin
lächelte mich neulich an, ihre Augen waren von einem Cognac-Samstag versüßt,
und sagte – Juden sollten ihren Kindern
zwei Sachen vererben. Sprachen und Pässe.
Und so bevorzuge ich die
andere Schlange, die die demnächst möglicherweise ruhig vor dem Büro von
Lufthansa oder Austrian Airlines bilden wird, ich habe ja den passenden Dialekt
für jede Gelegenheit. Verrat ist doch höflich, da macht man sich nichts vor.
Man wiegt Giftgaskontingenten gegen einander ab und tauscht die israelische
Sim-Karte gegen die deutsche ein, in einer leichten, eingeübten Handbewegung.
(Allen Puristen die mich
jetzt beschimpfen sage ich – Ihr habt Recht. Was ist mein leichtes Zittern
gegen das vorstellbare Leiden in Syrien, gegen das große Sterben. Ich versuche
mich an diesem großen Sterben vorbei zu schleichen. Ich will nicht, dass es
merkt, da läuft jemand mit zwei kleinen Mädchen, einer Frau und einem
Hornkoffer vorbei. Wir lesen alle die gleichen Nachrichten und sehen die
gleichen Bilder, nur bei mir droht demnächst das Blut aus dem Bildschirm auf
die Tastatur überzulaufen. Also, verzeiht mir wenn ich denen, die Recht haben,
sage – Ihr könnt mich mal. Danke.)
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