Liebe Freunde,
es ist nicht einfach, den Spagat zwischen dem Persönlichen und dem Politischen hinzukriegen. Die letzten Einträge beschäftigten sich ja hauptsächlich mit meinem Land, mit dem Aktuellen, und nicht mit dem gewöhnten "ich habe dies gemacht, und jenes gesehen". Ich weiß auch dass es inzwischen viele gibt, die diesen Blog lesen, die mich gar nicht kennen, und meine Texte als eine Art "israelische Botschaft" auf Deutsch verstehen.
Dieser Blog entstand aber um meinen Freunden in Deutschland über mein Leben hier in Israel zu berichten, um den Kontakt zu erhalten, und – und das gebe ich zu – mir das Gefühl zu geben, durch deutsche Worte mein deutsches Leben aufrecht zu erhalten. Vielleicht sollte ich einfach eine gute Mischung finden, ein bisschen besetzte Gebiete und ein bisschen Hornspielen an der Oper, Palästinenser und Kollegen, UNO und Familie.
Vor einigen Tagen habe ich einen zehn jährigen Jungen unterrichtet. Normalerweise, wenn man mich hier anspricht ob ich Unterricht gebe, geht es um die deutsche Sprache. Es gibt hier viele, die sich eine goldene Zukunft in Deutschland ausmahlen, die sich in großen Konzertsälen sehen, mit Namenhaften Dirigenten und in Euro ausgezahlten Gehältern. Also muss ich mich an meine ersten Schritte auf Deutsch erinnern, und ihnen beibringen dass es "das Glas steht auf dem Tisch" aber "ich habe das Glas auf den Tisch hingelegt" heißt, also Akkusativ – Maskulin – Singular und so was. Der Junge aber, den ich unterrichtet habe, ist der Sohn eines Kollegen, und er braucht einen Hornlehrer. Da er in einer Stadt wohnt die an der Strecke zwischen Tel Aviv und Jerusalem liegt, habe ich ihn auf dem Weg zu meinen Eltern, die ja in Jerusalem leben, besucht.
Ich erspare Euch die Einzelheiten, obwohl sie horn-technisch sehr spannend sind. Dieser Junge ist aber so alt wie ich es war, als ich mit dem Hornspielen anfing. Ich habe ihn angeschaut, wie er mit seinen großen Augen und dam für ihn viel zu großen Horn da saß, und habe mich, wie soll es anderes sein, an mich erinnert. Er ist begabt – er spielt auf jeden Fall besser, als ich damals, und wenn er weiter so macht wird aus ihm eines Tages ein richtiger Hornist werden. Aber was dann? Ich kenne ja diese Laufbahn. Ich weiß wo sie hinführt. Sie führt ins Ausland. Sie führt ins Exil. Vielleicht denkt Ihr, es ist lächerlich sich so was zu denken bei dem ersten Unterricht von einem zehnjährigen, aber ich konnte es nicht vermeiden. Er saß da mit seinen neugierigen Augen und hat Fragen über Fragen gestellt, er wollte wissen wie es ist, Hornist zu sein, und wo ich studiert und gespielt habe. Und ich dachte mir – sei nicht zu neugierig Junge, frag nicht zu viel, nicht dass Du Dich eines Tages in einem anderen Land findest, oder schlimmer, dass Du Dich wie mich fühlst – fremd in Deinem eigenen Vaterland.
Darf ich mich nochmals entschuldigen wegen meiner zu sentimentalen Art? Ich bin nun mal ein Israeli…
Ich habe eine gute Mischung versprochen, also gehe ich ins Aktuelle rüber, ich habe nämlich ein Paar Anekdoten für Euch gesammelt, die ich sehr amüsant finde. Zum Beispielt, ein Straßenschild, das so lustig ist, das es sogar ein Bild davon in "Haaretz" Zeitung gegeben hat. Es handelt sich um ein Schild an der Straße 443, zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Es ist nicht die normale Straße, die jeder kennt, sondern die, die durch die besetzten Gebiete führt (und wenige Staus und Radarkontrollen hat). Neulich hat das oberste Gericht ein Urteil ausgesprochen, wonach es auch für Palästinenser erlaubt sein soll durch diese Straße zu fahren. Es ergibt aber das Problem, dass Israelis sich verfahren könnten, und in palästinensische Dörfer hereinfahren könnten. Das sollte man aber als Israeli vermeiden, es kann ja bös ausgehen. Also hat man ein Schild hingestellt – mitten in dem, was mein Ministerpräsident "Das ewige Land unserer Vorväter, das Versprechen Gottes zu Abraham" nennet – mit der einfachen Worten – "Israeli, wenn Du soweit gekommen bist, hast Du Dich verirrt". Die Möglichkeiten, in diesem Satz versteckte Botschaften zu finden, sind ja annährend grenzenlos. Ich verzichte aber darauf, und überlasse es Eurer Vorstellungskraft.
Eine andere Anekdote handelt sich um eine Radiowerbung für Brillen. Es ist nun mal so dass viele Israelis immer noch ein Problem mit Deutschland haben, was man ja verstehen kann. Unter diesen Leuten gibt es aber oft solche, die dann einen Benz fahren, oder eine AEG-Waschmachine zuhause haben, oder einfach ihr tägliches Joggen mit "Adidas" genießen. Es erinnert einen ja an den Witz mit dem Juden, der in Deutschland zum Metzger geht. "Ich will den Fisch da bitte haben" sagt er. "Oh, es ist aber Schwein", sagt der Metzger. "Ich will nicht wissen, wie der Fisch heißt", erwidert der Jude.
Die Radiowerbung, übrigens, lautet ungefähr so: "Es gibt französische, englische, amerikanische, italienische Brillen, aber nur Zeiss Jena haben die deutsche Qualität. Zeiss Jena – garantierte deutsche Qualität." So eine Werbung, in dem größten Radiosender Israels, ist wirklich mit Aufmerksamkeit zu betrachten. Vielleicht mit den Brillen "mit deutscher Qualität" wird man hier den Unterschied zwischen Fisch und Schwein besser erkennen können.
Gute Nacht aus Tel Aviv,
Euer Ofer
Sonntag, 27. Juni 2010
Montag, 14. Juni 2010
Zusatzbeitrag zum Tagebuch 32
Liebe Freunde,
Ich verspreche es mir immer wieder, meine Texte nicht gleich zu schicken wenn ich sie fertig geschrieben habe, um sie ein wenig reifen zu lassen. Leider kann ich dieser Versuchung nie widerstehen, und so passiert es oft dass ich im Nachhinein mir einen Kopf mache ob ich dieses oder jenes anders hätte schreiben sollen. Genauso war es heute. Ich habe Euch den Text geschickt und bin losgefahren. Auf dem Weg zurück nach Hause von meinem Konzert dachte ich mir, vielleicht scheint es so als ob ich Euch mit aller Kraft ein düsteres Bild von meiner Heimat malen möchte. Ich habe in einem meiner Einträge schon darüber geschrieben – über den Unterschied zwischen einem Text, der an Deutsche geht, und einem der an Israelis gewandt ist. Auch wenn alles was ich Euch schreibe die bittere Wahrheit ist, gibt es auch andere, tröstende Seiten dieses Landes. Und darüber möchte ich Euch jetzt schreiben.
Wir waren heute, Gili und ich, auf eine Hochzeit eines Freundes eingeladen. Die Trauung fand in Jaffa statt, südlich von Tel Aviv (eigentlich heißt die Stadt hier Tel Aviv-Jaffa, das sagt aber kein Mensch. Es steht nur auf den Parkzetteln, die man hier sehr oft bekommt) in einer Kirche. Es war die Hochzeit eines christlichen arabischen Freunds, der, der im Mittelpunkt von Gilis erstem Film steht.
Für mich sind "Kirche" oder "Christen" etwas aus Deutschland, etwas was ich aus endlosen Konzerten kenne, mit "Elias" von Mendelssohn oder mit dem "Deutschen Requiem" von Brahms, und mit endloser Kälte die aus Steinfußböden strömt. Ich hatte also ein wenig das Gefühl gehabt, als ich die Kirche betreten habe, als sei ich im Ausland. Dabei sind die christlichen Araber hier ihrem Glauben gefolgt als man in Deutschland noch die Sonne und den Mond angebetet hat.
Die Kirche war voller Menschen in festlicher Kleidung, kleine Blumenmädchen haben Rosenblätter auf den Boden geworfen, und eine alte Frau hat mit ihrer magischen Stimme christliche Gebete auf Arabisch ins Mikrofon gesungen. "Abuja", dieses Wort erkannte ich auf den Wellen der arabischen Musik, "Unser Vater" (also Eurer), und die Gemeinde murmelte wie ein Mann "Imeen". Der Priester, ein junger Griechisch-orthodoxer Gottesmann, legte zwei Kronen auf die Köpfe des jungen Paares, die mit einer Perlenkette aneinander verbunden waren. Dann gingen sie alle, das Brautpaar, der Priester und die Blumenmädchen, Hand in Hand, um den Altar. Man konnte das knistern der inzwischen von der Hitze völlig ausgetrockneten Rosenblätter unter ihren Sohlen hören, als ob die Gebete der alten Frau von einer alten Schallplatte kämen.
Ich habe versucht diesen Moment mit all seiner Facetten wahrzunehmen, in mir zu speichern. Es waren aber zu viele Eindrücke auf Einmal, zu viel Bedeutung. Ein jüdischer Israeli in einer Kirche in Israel auf der Hochzeit eines arabischen Freundes… es ist einfach zuviel. Ich habe es also seinlassen, und war einfach ein Mensch der sich für das junge Glück eines Freundes freut. Und in diesen Tagen, mit diesem verzweifelnden Gewalttanz um uns, ist das auch ein Funke von Hoffnung. Und diese sind zurzeit eine Rarität.
Mit diesem tröstenden Gedanken wünsche ich Euch eine schöne Woche,
Euer Ofer
Ich verspreche es mir immer wieder, meine Texte nicht gleich zu schicken wenn ich sie fertig geschrieben habe, um sie ein wenig reifen zu lassen. Leider kann ich dieser Versuchung nie widerstehen, und so passiert es oft dass ich im Nachhinein mir einen Kopf mache ob ich dieses oder jenes anders hätte schreiben sollen. Genauso war es heute. Ich habe Euch den Text geschickt und bin losgefahren. Auf dem Weg zurück nach Hause von meinem Konzert dachte ich mir, vielleicht scheint es so als ob ich Euch mit aller Kraft ein düsteres Bild von meiner Heimat malen möchte. Ich habe in einem meiner Einträge schon darüber geschrieben – über den Unterschied zwischen einem Text, der an Deutsche geht, und einem der an Israelis gewandt ist. Auch wenn alles was ich Euch schreibe die bittere Wahrheit ist, gibt es auch andere, tröstende Seiten dieses Landes. Und darüber möchte ich Euch jetzt schreiben.
Wir waren heute, Gili und ich, auf eine Hochzeit eines Freundes eingeladen. Die Trauung fand in Jaffa statt, südlich von Tel Aviv (eigentlich heißt die Stadt hier Tel Aviv-Jaffa, das sagt aber kein Mensch. Es steht nur auf den Parkzetteln, die man hier sehr oft bekommt) in einer Kirche. Es war die Hochzeit eines christlichen arabischen Freunds, der, der im Mittelpunkt von Gilis erstem Film steht.
Für mich sind "Kirche" oder "Christen" etwas aus Deutschland, etwas was ich aus endlosen Konzerten kenne, mit "Elias" von Mendelssohn oder mit dem "Deutschen Requiem" von Brahms, und mit endloser Kälte die aus Steinfußböden strömt. Ich hatte also ein wenig das Gefühl gehabt, als ich die Kirche betreten habe, als sei ich im Ausland. Dabei sind die christlichen Araber hier ihrem Glauben gefolgt als man in Deutschland noch die Sonne und den Mond angebetet hat.
Die Kirche war voller Menschen in festlicher Kleidung, kleine Blumenmädchen haben Rosenblätter auf den Boden geworfen, und eine alte Frau hat mit ihrer magischen Stimme christliche Gebete auf Arabisch ins Mikrofon gesungen. "Abuja", dieses Wort erkannte ich auf den Wellen der arabischen Musik, "Unser Vater" (also Eurer), und die Gemeinde murmelte wie ein Mann "Imeen". Der Priester, ein junger Griechisch-orthodoxer Gottesmann, legte zwei Kronen auf die Köpfe des jungen Paares, die mit einer Perlenkette aneinander verbunden waren. Dann gingen sie alle, das Brautpaar, der Priester und die Blumenmädchen, Hand in Hand, um den Altar. Man konnte das knistern der inzwischen von der Hitze völlig ausgetrockneten Rosenblätter unter ihren Sohlen hören, als ob die Gebete der alten Frau von einer alten Schallplatte kämen.
Ich habe versucht diesen Moment mit all seiner Facetten wahrzunehmen, in mir zu speichern. Es waren aber zu viele Eindrücke auf Einmal, zu viel Bedeutung. Ein jüdischer Israeli in einer Kirche in Israel auf der Hochzeit eines arabischen Freundes… es ist einfach zuviel. Ich habe es also seinlassen, und war einfach ein Mensch der sich für das junge Glück eines Freundes freut. Und in diesen Tagen, mit diesem verzweifelnden Gewalttanz um uns, ist das auch ein Funke von Hoffnung. Und diese sind zurzeit eine Rarität.
Mit diesem tröstenden Gedanken wünsche ich Euch eine schöne Woche,
Euer Ofer
Sonntag, 13. Juni 2010
Israelisches Tagebuch 32
Ich sitze im Auto und warte auf Gili, mein Kopf nach hinten gelehnt, die Augen geschlossen. Draußen wird die Stadt von der Sonne gebacken und von der Feuchtigkeit, die vom Mittelmeer strömt, erstickt. Ich parke schräg auf dem Bürgersteig, um die Zeit an dem Ort gibt es keine Parkplätze, außerdem braucht Gili ja nur fünf Minuten um irgendwas zu holen bevor wir weiter fahren können, Richtung Jerusalem.
Es ist Freitagnachmittag, die Schabbat kommt und Israel wird ruhiger. Aus dem Radio kommt leise indische Musik, tiefe, monotone Flötenklänge, mit einer trauernden Frauenstimme, und ich denke an das Gespräch, das Gili und ich auf dem Weg hierher geführt haben.
Wir versuchen unseren Sommerurlaub zu planen, wir wollen (außer Deutschland, natürlich) auch Irland besuchen, Dublin und Belfast, und müssen die Zeit dafür freimachen. "Wann ist Spielzeitschluss bei Dir?" fragt Gili. "Wann ist Deine Schule zu Ende?" erwidere ich. "Wann ist das Finale der Fußballweltmeisterschaft?" fragt sie erneut, und ich sage – zehnter oder elfter Juli. Gili denkt kurz nach, schaut mich an, und sagt – "im Radio hat man gesagt, zwei Tage nach der Meisterschaft gibt es einen Krieg. Denkst Du, wenn wir in August fliegen, wird es schon wieder in Ordnung sein?"
Schlagt Eure Terminkalender auf, und merkt es Euch – zwei Tage nach der Fußballweltmeisterschaft, also am 13.7.2010, gibt es einen Krieg. Man übt schon fleißig, hier und bei den Nachbarn. Es ist halt immer so, der Nahe Osten gibt der Welt die Ruhe, um die Spiele genießen zu können, danach ist aber vorbei. Zwei Tage nachdem die Italiener ungerechterweise den Cup in Berlin hochgehalten haben, entführte die Hamas Gilad Schalit. Zwei Tage später entführte Hisballa drei Israelische Soldaten, eine Tat die den Anfang des (zweiten) Libanonkrieg markiert hat. In allen Zeitungen, im Fernsehen, im Radio, in langen Diskussionen in hohen Etagen der israelischen, syrischen, Libanesischen Regierungen, sagen Menschen mit Anzügen – Mitte Juli. Dann geht es los.
Und ich sitze im Auto, und schaue um mich herum. Menschen gehen durch die Strassen, springen von einem Schatten zum nächsten, telefonieren, tragen kleine Kinder, essen Falafel. Wen wird es in einem Monat treffen? Den da, mit der kurzen Hose und dem Hund an der Leine, vielleicht auf den Hügeln Libanons, oder am Stand von Gaza? Oder die ältere Dame mit dem Eis in der Hand und einem breiten weißen Strohhut gegen die Sonne, von einer Rakete oder Splitter auf dem Weg zum Supermarkt getroffen? Sie sind unter uns, die Menschen die im nächsten Krieg sterben werden, ahnungslos führen sie ihr Leben, in Tel Aviv und Beirut, in Gaza, Ramallah und Jerusalem. Sie lesen die gleichen Zeitungen, lesen dass ihre Politiker wissen dass es bald zum Krieg kommt, lesen die klugen Texte der Analysten, die viele Gründe nennen die einen Krieg unausweichlich machen, und tun nichts dagegen. Wenn sie doch wüssten, sie sind in einem Monat dran, würden sie doch schreien, sie würden demonstrieren, es ist doch unbegreiflich, Ihr da oben wisst dass unsere Zeit gezählt ist, macht aber trotzdem nichts dagegen? Wie kann so was nur möglich sein?
Gili steigt in das Auto, gibt mir einen kleinen Kuss auf die Wange, und wir fahren los. Heute Abend gibt es ein Abendessen bei meinen Eltern, morgen hat Gili Dreharbeiten und ich muss für die Uni lernen. Sonntag gehen wir auf die Strassen. Ganz sicher.
Küsse aus Tel Aviv,
Euer Ofer
Es ist Freitagnachmittag, die Schabbat kommt und Israel wird ruhiger. Aus dem Radio kommt leise indische Musik, tiefe, monotone Flötenklänge, mit einer trauernden Frauenstimme, und ich denke an das Gespräch, das Gili und ich auf dem Weg hierher geführt haben.
Wir versuchen unseren Sommerurlaub zu planen, wir wollen (außer Deutschland, natürlich) auch Irland besuchen, Dublin und Belfast, und müssen die Zeit dafür freimachen. "Wann ist Spielzeitschluss bei Dir?" fragt Gili. "Wann ist Deine Schule zu Ende?" erwidere ich. "Wann ist das Finale der Fußballweltmeisterschaft?" fragt sie erneut, und ich sage – zehnter oder elfter Juli. Gili denkt kurz nach, schaut mich an, und sagt – "im Radio hat man gesagt, zwei Tage nach der Meisterschaft gibt es einen Krieg. Denkst Du, wenn wir in August fliegen, wird es schon wieder in Ordnung sein?"
Schlagt Eure Terminkalender auf, und merkt es Euch – zwei Tage nach der Fußballweltmeisterschaft, also am 13.7.2010, gibt es einen Krieg. Man übt schon fleißig, hier und bei den Nachbarn. Es ist halt immer so, der Nahe Osten gibt der Welt die Ruhe, um die Spiele genießen zu können, danach ist aber vorbei. Zwei Tage nachdem die Italiener ungerechterweise den Cup in Berlin hochgehalten haben, entführte die Hamas Gilad Schalit. Zwei Tage später entführte Hisballa drei Israelische Soldaten, eine Tat die den Anfang des (zweiten) Libanonkrieg markiert hat. In allen Zeitungen, im Fernsehen, im Radio, in langen Diskussionen in hohen Etagen der israelischen, syrischen, Libanesischen Regierungen, sagen Menschen mit Anzügen – Mitte Juli. Dann geht es los.
Und ich sitze im Auto, und schaue um mich herum. Menschen gehen durch die Strassen, springen von einem Schatten zum nächsten, telefonieren, tragen kleine Kinder, essen Falafel. Wen wird es in einem Monat treffen? Den da, mit der kurzen Hose und dem Hund an der Leine, vielleicht auf den Hügeln Libanons, oder am Stand von Gaza? Oder die ältere Dame mit dem Eis in der Hand und einem breiten weißen Strohhut gegen die Sonne, von einer Rakete oder Splitter auf dem Weg zum Supermarkt getroffen? Sie sind unter uns, die Menschen die im nächsten Krieg sterben werden, ahnungslos führen sie ihr Leben, in Tel Aviv und Beirut, in Gaza, Ramallah und Jerusalem. Sie lesen die gleichen Zeitungen, lesen dass ihre Politiker wissen dass es bald zum Krieg kommt, lesen die klugen Texte der Analysten, die viele Gründe nennen die einen Krieg unausweichlich machen, und tun nichts dagegen. Wenn sie doch wüssten, sie sind in einem Monat dran, würden sie doch schreien, sie würden demonstrieren, es ist doch unbegreiflich, Ihr da oben wisst dass unsere Zeit gezählt ist, macht aber trotzdem nichts dagegen? Wie kann so was nur möglich sein?
Gili steigt in das Auto, gibt mir einen kleinen Kuss auf die Wange, und wir fahren los. Heute Abend gibt es ein Abendessen bei meinen Eltern, morgen hat Gili Dreharbeiten und ich muss für die Uni lernen. Sonntag gehen wir auf die Strassen. Ganz sicher.
Küsse aus Tel Aviv,
Euer Ofer
Montag, 7. Juni 2010
Israelisches Tagebuch 31
Liebste Freunde, teuere Freunde,
ich will mich bei Euch bedanken. Vom tiefsten Herzen bedanken. Euere Reaktionen und Kommentare, von Florian und Thomas aber auch die vielen Emails die ich seit dem letzten Eintrag bekommen habe haben mich sehr berührt. Es ist nicht einfach zurzeit hier zu sein – es ist nicht einfach sich zurzeit Israeli zu nennen, und die Hoffnung zu behalten, man hat Freunde im Ausland die sich von einem nicht abwenden. Auch wenn in einigen der Emails harte Kritik zu lesen war – die ich auch gerne als öffentliches Kommentar begrüßen würde – fand ich die Tatsache, wie man Thomas geschrieben hat, dass man miteinander kommunizieren kann, tröstend.
Ich bin grad zurück aus der wüste gekommen, wo wir fast zwei Wochen lang "Nabucco" von Verdi gespielt haben. Wir waren von der Außenwelt abgeschnitten – der Beitrag, den ich am Freitag geschrieben habe, entstand aus einem kurzen Besuch zuhause bevor ich wieder gen totes Meer fahren musste. Ich habe kaum die Nachrichten gelesen oder gehört, und ich muss zugeben, es war für mich wie eine Erholung. Als ich am Montag zum ersten Mal gehört habe, ein Schiff wurde gekapert und 9 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, ist mir schwarz vor Augen geworden. Die Flut von Nachrichten, die danach kam, blieb mir zum Teil also erspart.
Eine gute Freundin aus den USA schrieb nach dem letzten Beitrag – stell Dir vor, es wäre ein israelisches Schiff vor der Küste der Türkei, und die türkische Armee hätte neun Israelis umgebracht. Was hätte Israel dann gesagt oder getan? K., meine Freundin, hat mit dieser Frage einen wunden Punkt getroffen. Stellt Euch vor, es wäre Eurem Land passiert.
(Bevor ich weiter schreibe möchte ich einen Punkt ganz deutlich und klar machen. Die Blockade des Gaza Streifens, sowie die ununterbrochene Besatzung und Ansiedlung der palästinensischen Gebiete sind ein Verbrechen, das unter anderem in meinem Namen ausgetragen wird, von einer Regierung die blind, dumm, ängstlich, und deshalb auch böse handelt. Es ist der Sinn der Demokratie – ich habe zwar Netanjahu nicht gewählt, trage aber als israelischer Staatsbürger die politische Verantwortung (über die schon Karl Jaspers geschrieben hat in seinem Buch "Die Schuldfrage") für die Taten und Misstaten meiner Regierung. Ich demonstriere, ich schreibe diesen Blog als eine vernünftige Stimme Israels, ich versuche Unrecht da zu verhindern, wo ich es sehe. Alles was ich schreibe steht keineswegs in irgendwelcher Diskrepanz zu dieser einfachen Tatsache – die Blockade des Gaza Streifens ist ein Verbrechen. Punkt.)
Auf der einen Seite sagt man, natürlich hat jedes Land das Recht, seine Grenzen zu schützen, und darf eine solche Aktion, die das ausgesprochene Ziel hat das Landesgesetz zu brechen zu stoppen (oder wie ein israelischer Offizier einen amerikanischen Kollegen gefragt hat – was würden die Amerikaner tun, wenn ein solches Schiff nach Guantanamo segeln würde?). Auf der anderen Seite sagt man, kein Land hat das Recht Menschenleben zu nehmen, vor allem nicht wenn es sich um Friedensaktivisten handelt. Stellt es Euch vor – dieses Gefühl – Ihr kennt es vielleicht von dem Fall, als der eine deutsche Offizier in Kunduz, Afghanistan, das Befehl gegeben hat das zu dem Tod von vielen Zivilisten geführt hat (ich weiß dass es hier einen enormen Unterschied gibt. Aber ich wollte etwas aus der nahen Vergangenheit holen, und ich glaube, es ist bezeichnend wie Deutschland mit diesem Fall umgegangen ist)h. Man sagt sich – ein Soldat aus meinem Land kann so was doch nicht absichtlich machen. Die Marinesoldaten, die in der Dämmerung auf das Schiff "Marmara" gegangen sind, darunter mein Freund, waren dort nicht mit der Absicht, Menschen umzubringen. Das kann und will ich nicht glauben. Die Tatsachen, die nach und nach aus den verschiedenen Untersuchungen hervorgehen, auch von diesen der türkischen Regierung, zeigen deutlich dass es auf diesem Schiff anderes lief als auf den anderen Schiffen, weil eine bestimmte Gruppe von fanatischen Islamisten die zum Teil sogar Geld für diesen "Job" bekommen haben sich dort gesammelt hat, die das einzige Ziel hatten – die Soldaten zu attackieren und provozieren, weil sie wussten – die Soldaten werden reagieren, und es wird zu einem Eklat kommen. Und so war es auch. Es ist beschämend, dass solche Menschen sich hinter Friedensaktivisten verstecken. Es ist furchtbar, dass Menschen mit ihrem Leben dafür bezahlt haben.
Ihr könnt Euch Israel grad nicht vorstellen. Man ist auf die ganze Welt wütend, überall hört man ultra-nationalistische Parolen. Auf dem Heimweg habe ich hier in Tel Aviv ein Plakat gesehen, so groß wie ein halbes Fußball Feld, in Form der israelischen Fahne mit der Schrift – "Mitten im See, unser Herz ist mit Euch". Auf diesem Plakat, was auf Strassenhöhe hängt, haben viele Menschen noch was dazu geschrieben. "Die Welt soll sich f…n", "Was macht die Türkei mit den Kurden?", "Es ist egal was die Welt sagt, es ist wichtig was die Juden tun", "Was ist mit dem Armenischen Holocaust, Herr Arduan?" und so weiter.
Ich komme zurück auf die Kommentare, die ich für den letzten Eintrag bekommen habe. Ich bin mir sicher, einige werden erneut sagen – Du rechtfertigst das, was Dein Land getan hat. Du schreibst, die Menschen auf dem "Marmara" waren Terroristen, deswegen war der israelische Angriff in Ordnung.
Beides ist aber, zumindest zum Teil, richtig. Einige der Menschen auf dem "Marmara" waren Terroristen. Wenn man mir sagen will, sie waren "Friedenskämpfer" sage ich den berühmten Satz – kämpfen für den Frieden ist wie Ficken für die Jungfräulichkeit. Wer den Frieden bringen will, der soll mit Worten, mit Artikeln, mit Demonstrationen sich ausdrücken – nicht mit Metallstangen und Messern. Wer gewalttätig handelt, will keinen Frieden. Weder in Irak, noch in Afghanistan, noch bei uns. Auf der anderen Seite, finde ich es verbrecherisch, den Gaza Streifen unter Blockade zu halten mit der Begründung, die Hamas hat den entführten Soldaten Gilad Schalit noch nicht freigelassen. Obwohl ich es nicht verstehe, wieso die Welt in diesem Punkt schweigt – dieser junge Soldat sitzt seit vier Jahren ohne einen einzigen Besuch von dem Roten Kreuz bekommen zu haben – ist die Tatsache seiner Entführung keine Rechtfertigung für das Errichten des "Gaza Ghetto".
Dieser Blog ist aber nicht dazu da, um sich darüber zu streiten wer Recht hat. Wenn Ihr mich fragt, hat sowieso Keiner Recht. Arduan will wegen interner Angelegenheiten den Helden für die islamische Welt spielen, die israelische Regierung und Armee handeln brutal und dumm, geführt von einer Paranoia die sich auf den einfachen Grundsatz beruht – die Welt hasst uns – und die Welt reagiert zum Teil scheinheilig weil es viel einfacher ist mit Israel zu schimpfen als zum Beispiel die USA, die NATO oder Russland zu kritisieren.
Wer aber zurück auf der Stecke bleibt ist das palästinensische Volk in Gaza, diese 1.5 Millionen Menschen die nach wie vor hinter einem Zaun sitzen und darauf warten, dass die Welt Israel ganz einfach sagt – das dürft Ihr nicht machen. Wir sind nicht Iran. Wenn man uns mit Sanktionen drohen wird, werden wir die Grenze aufmachen. Ohne einen Schuss. Ohne einen Toten.
Aber jetzt weht ein böser Wind in Israel. Die Stimmen die sagen – wir müssen mit der Welt und nicht gegen sie arbeiten, werden immer leiser. Man ist überrannt von einer Welle des nationalen Fanatismus, überall ist man "Stolz" und "Patriotisch", die Politiker streiten unter einander wer die Armee besser huldigen und die Araber als eine große verbrecherische Bande bezeichnen kann, man schreit lauter und lauter, als ob man damit die Angst vertreiben will, die Angst die man bekommt wenn man liest dass die Türkei es plant ihre Kriegsmarine hierher zu schicken, wenn man liest, die Hisballa im Norden bekommt mehr und mehr Raketen, wenn man liest, Iran hat in Kürze die Atombombe, aber vor allem wenn man liest wie Freunde aus aller Welt sich von uns angeekelt abwenden.
Ich sage immer, ich liebe mein Land. Das tue ich auch. Dieser Satz ist für einige Deutsche schwer zu verdauen. Ich sage immer, ich bin ein Patriot. Aber vor diesem Patriotismus des Schreiens und Hassens habe ich die größte Angst. Die Welt darf sich jetzt von uns nicht abwenden, grade jetzt nicht. Die Welt soll direkt mit den Israelis reden – nicht mit ihrer Regierung – und sie zur Vernunft bringen. Wenn man Israel jetzt überschütten wird mit Hass und Abneigung, wird man sich nicht wundern dürfen wenn in einigen Jahren sich hier eine Mischung aus Südafrika der Apartheidzeit und Iran entsteht. Es ist unsere Verantwortung als Israelis, diesen Gang der Dinger von Innen zu verhindern. Wir brauchen aber Eure Hilfe. Die Angst hier ist zu groß, die Hass Welle ist zu dunkel. Allein schaffen wir es nicht.
Ich drücke Euch ganz fest und sehne mich nach einer Zeit, in der ich Euch wieder von Ölbäumen, Konzerten und Strandgängen berichten kann.
Euer Ofer
P.S. (es wird ein langer P.S. sein): Auf dem Konzert heute Abend applaudierte das Publikum so lang, dass wir den Chor der hebräischen Sklaven, "Vapensiero" (das habe ich sicherlich falsch geschrieben) noch Einmal spielen mussten. Ihr kennt vielleicht den Text – er handelt um die jüdischen Sklaven in Babylon, die sich nach ihrer verlorenen Heimat sehnen. Der Dirigent, Daniel Oren, ein orthodoxer Jude der in Italien arbeitet, schlug dem Publikum vor, mitzusingen. Das müsst Ihr Euch mal vorstellen. Vor der Massada, dieser alten jüdischen Festung in der Wüste, sitzen 6500 Israelis, darunter ich, und singen ohne Worte zusammen über ihre Sehnsucht nach Zion. Und ich dachte mir, wir sehnen uns nach Israel, nach einem unschuldigen, verlorenen Israel, das es hier mal gegeben hat, bevor wir den Weg verloren haben. Damals, vor tausenden von Jahren, haben wir den Weg zurück zu uns gefunden. Mögen wir es dieses Mal auch schaffen.
ich will mich bei Euch bedanken. Vom tiefsten Herzen bedanken. Euere Reaktionen und Kommentare, von Florian und Thomas aber auch die vielen Emails die ich seit dem letzten Eintrag bekommen habe haben mich sehr berührt. Es ist nicht einfach zurzeit hier zu sein – es ist nicht einfach sich zurzeit Israeli zu nennen, und die Hoffnung zu behalten, man hat Freunde im Ausland die sich von einem nicht abwenden. Auch wenn in einigen der Emails harte Kritik zu lesen war – die ich auch gerne als öffentliches Kommentar begrüßen würde – fand ich die Tatsache, wie man Thomas geschrieben hat, dass man miteinander kommunizieren kann, tröstend.
Ich bin grad zurück aus der wüste gekommen, wo wir fast zwei Wochen lang "Nabucco" von Verdi gespielt haben. Wir waren von der Außenwelt abgeschnitten – der Beitrag, den ich am Freitag geschrieben habe, entstand aus einem kurzen Besuch zuhause bevor ich wieder gen totes Meer fahren musste. Ich habe kaum die Nachrichten gelesen oder gehört, und ich muss zugeben, es war für mich wie eine Erholung. Als ich am Montag zum ersten Mal gehört habe, ein Schiff wurde gekapert und 9 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, ist mir schwarz vor Augen geworden. Die Flut von Nachrichten, die danach kam, blieb mir zum Teil also erspart.
Eine gute Freundin aus den USA schrieb nach dem letzten Beitrag – stell Dir vor, es wäre ein israelisches Schiff vor der Küste der Türkei, und die türkische Armee hätte neun Israelis umgebracht. Was hätte Israel dann gesagt oder getan? K., meine Freundin, hat mit dieser Frage einen wunden Punkt getroffen. Stellt Euch vor, es wäre Eurem Land passiert.
(Bevor ich weiter schreibe möchte ich einen Punkt ganz deutlich und klar machen. Die Blockade des Gaza Streifens, sowie die ununterbrochene Besatzung und Ansiedlung der palästinensischen Gebiete sind ein Verbrechen, das unter anderem in meinem Namen ausgetragen wird, von einer Regierung die blind, dumm, ängstlich, und deshalb auch böse handelt. Es ist der Sinn der Demokratie – ich habe zwar Netanjahu nicht gewählt, trage aber als israelischer Staatsbürger die politische Verantwortung (über die schon Karl Jaspers geschrieben hat in seinem Buch "Die Schuldfrage") für die Taten und Misstaten meiner Regierung. Ich demonstriere, ich schreibe diesen Blog als eine vernünftige Stimme Israels, ich versuche Unrecht da zu verhindern, wo ich es sehe. Alles was ich schreibe steht keineswegs in irgendwelcher Diskrepanz zu dieser einfachen Tatsache – die Blockade des Gaza Streifens ist ein Verbrechen. Punkt.)
Auf der einen Seite sagt man, natürlich hat jedes Land das Recht, seine Grenzen zu schützen, und darf eine solche Aktion, die das ausgesprochene Ziel hat das Landesgesetz zu brechen zu stoppen (oder wie ein israelischer Offizier einen amerikanischen Kollegen gefragt hat – was würden die Amerikaner tun, wenn ein solches Schiff nach Guantanamo segeln würde?). Auf der anderen Seite sagt man, kein Land hat das Recht Menschenleben zu nehmen, vor allem nicht wenn es sich um Friedensaktivisten handelt. Stellt es Euch vor – dieses Gefühl – Ihr kennt es vielleicht von dem Fall, als der eine deutsche Offizier in Kunduz, Afghanistan, das Befehl gegeben hat das zu dem Tod von vielen Zivilisten geführt hat (ich weiß dass es hier einen enormen Unterschied gibt. Aber ich wollte etwas aus der nahen Vergangenheit holen, und ich glaube, es ist bezeichnend wie Deutschland mit diesem Fall umgegangen ist)h. Man sagt sich – ein Soldat aus meinem Land kann so was doch nicht absichtlich machen. Die Marinesoldaten, die in der Dämmerung auf das Schiff "Marmara" gegangen sind, darunter mein Freund, waren dort nicht mit der Absicht, Menschen umzubringen. Das kann und will ich nicht glauben. Die Tatsachen, die nach und nach aus den verschiedenen Untersuchungen hervorgehen, auch von diesen der türkischen Regierung, zeigen deutlich dass es auf diesem Schiff anderes lief als auf den anderen Schiffen, weil eine bestimmte Gruppe von fanatischen Islamisten die zum Teil sogar Geld für diesen "Job" bekommen haben sich dort gesammelt hat, die das einzige Ziel hatten – die Soldaten zu attackieren und provozieren, weil sie wussten – die Soldaten werden reagieren, und es wird zu einem Eklat kommen. Und so war es auch. Es ist beschämend, dass solche Menschen sich hinter Friedensaktivisten verstecken. Es ist furchtbar, dass Menschen mit ihrem Leben dafür bezahlt haben.
Ihr könnt Euch Israel grad nicht vorstellen. Man ist auf die ganze Welt wütend, überall hört man ultra-nationalistische Parolen. Auf dem Heimweg habe ich hier in Tel Aviv ein Plakat gesehen, so groß wie ein halbes Fußball Feld, in Form der israelischen Fahne mit der Schrift – "Mitten im See, unser Herz ist mit Euch". Auf diesem Plakat, was auf Strassenhöhe hängt, haben viele Menschen noch was dazu geschrieben. "Die Welt soll sich f…n", "Was macht die Türkei mit den Kurden?", "Es ist egal was die Welt sagt, es ist wichtig was die Juden tun", "Was ist mit dem Armenischen Holocaust, Herr Arduan?" und so weiter.
Ich komme zurück auf die Kommentare, die ich für den letzten Eintrag bekommen habe. Ich bin mir sicher, einige werden erneut sagen – Du rechtfertigst das, was Dein Land getan hat. Du schreibst, die Menschen auf dem "Marmara" waren Terroristen, deswegen war der israelische Angriff in Ordnung.
Beides ist aber, zumindest zum Teil, richtig. Einige der Menschen auf dem "Marmara" waren Terroristen. Wenn man mir sagen will, sie waren "Friedenskämpfer" sage ich den berühmten Satz – kämpfen für den Frieden ist wie Ficken für die Jungfräulichkeit. Wer den Frieden bringen will, der soll mit Worten, mit Artikeln, mit Demonstrationen sich ausdrücken – nicht mit Metallstangen und Messern. Wer gewalttätig handelt, will keinen Frieden. Weder in Irak, noch in Afghanistan, noch bei uns. Auf der anderen Seite, finde ich es verbrecherisch, den Gaza Streifen unter Blockade zu halten mit der Begründung, die Hamas hat den entführten Soldaten Gilad Schalit noch nicht freigelassen. Obwohl ich es nicht verstehe, wieso die Welt in diesem Punkt schweigt – dieser junge Soldat sitzt seit vier Jahren ohne einen einzigen Besuch von dem Roten Kreuz bekommen zu haben – ist die Tatsache seiner Entführung keine Rechtfertigung für das Errichten des "Gaza Ghetto".
Dieser Blog ist aber nicht dazu da, um sich darüber zu streiten wer Recht hat. Wenn Ihr mich fragt, hat sowieso Keiner Recht. Arduan will wegen interner Angelegenheiten den Helden für die islamische Welt spielen, die israelische Regierung und Armee handeln brutal und dumm, geführt von einer Paranoia die sich auf den einfachen Grundsatz beruht – die Welt hasst uns – und die Welt reagiert zum Teil scheinheilig weil es viel einfacher ist mit Israel zu schimpfen als zum Beispiel die USA, die NATO oder Russland zu kritisieren.
Wer aber zurück auf der Stecke bleibt ist das palästinensische Volk in Gaza, diese 1.5 Millionen Menschen die nach wie vor hinter einem Zaun sitzen und darauf warten, dass die Welt Israel ganz einfach sagt – das dürft Ihr nicht machen. Wir sind nicht Iran. Wenn man uns mit Sanktionen drohen wird, werden wir die Grenze aufmachen. Ohne einen Schuss. Ohne einen Toten.
Aber jetzt weht ein böser Wind in Israel. Die Stimmen die sagen – wir müssen mit der Welt und nicht gegen sie arbeiten, werden immer leiser. Man ist überrannt von einer Welle des nationalen Fanatismus, überall ist man "Stolz" und "Patriotisch", die Politiker streiten unter einander wer die Armee besser huldigen und die Araber als eine große verbrecherische Bande bezeichnen kann, man schreit lauter und lauter, als ob man damit die Angst vertreiben will, die Angst die man bekommt wenn man liest dass die Türkei es plant ihre Kriegsmarine hierher zu schicken, wenn man liest, die Hisballa im Norden bekommt mehr und mehr Raketen, wenn man liest, Iran hat in Kürze die Atombombe, aber vor allem wenn man liest wie Freunde aus aller Welt sich von uns angeekelt abwenden.
Ich sage immer, ich liebe mein Land. Das tue ich auch. Dieser Satz ist für einige Deutsche schwer zu verdauen. Ich sage immer, ich bin ein Patriot. Aber vor diesem Patriotismus des Schreiens und Hassens habe ich die größte Angst. Die Welt darf sich jetzt von uns nicht abwenden, grade jetzt nicht. Die Welt soll direkt mit den Israelis reden – nicht mit ihrer Regierung – und sie zur Vernunft bringen. Wenn man Israel jetzt überschütten wird mit Hass und Abneigung, wird man sich nicht wundern dürfen wenn in einigen Jahren sich hier eine Mischung aus Südafrika der Apartheidzeit und Iran entsteht. Es ist unsere Verantwortung als Israelis, diesen Gang der Dinger von Innen zu verhindern. Wir brauchen aber Eure Hilfe. Die Angst hier ist zu groß, die Hass Welle ist zu dunkel. Allein schaffen wir es nicht.
Ich drücke Euch ganz fest und sehne mich nach einer Zeit, in der ich Euch wieder von Ölbäumen, Konzerten und Strandgängen berichten kann.
Euer Ofer
P.S. (es wird ein langer P.S. sein): Auf dem Konzert heute Abend applaudierte das Publikum so lang, dass wir den Chor der hebräischen Sklaven, "Vapensiero" (das habe ich sicherlich falsch geschrieben) noch Einmal spielen mussten. Ihr kennt vielleicht den Text – er handelt um die jüdischen Sklaven in Babylon, die sich nach ihrer verlorenen Heimat sehnen. Der Dirigent, Daniel Oren, ein orthodoxer Jude der in Italien arbeitet, schlug dem Publikum vor, mitzusingen. Das müsst Ihr Euch mal vorstellen. Vor der Massada, dieser alten jüdischen Festung in der Wüste, sitzen 6500 Israelis, darunter ich, und singen ohne Worte zusammen über ihre Sehnsucht nach Zion. Und ich dachte mir, wir sehnen uns nach Israel, nach einem unschuldigen, verlorenen Israel, das es hier mal gegeben hat, bevor wir den Weg verloren haben. Damals, vor tausenden von Jahren, haben wir den Weg zurück zu uns gefunden. Mögen wir es dieses Mal auch schaffen.
Freitag, 4. Juni 2010
Israelisches Tagebuch 30
1.5 Millionen Menschen sitzen im Gaza Streifen, unter israelischer Blockade. Die Arbeitslosigkeit beträgt dort 50 Prozent. Diese Menschen leben von der Hilfe der UNO, und von den wenigen humanitären Anlieferungen die Israel durch die Checkpoints zulässt. Die Grenze zu Ägypten ist auch gesperrt. Unter ihr laufen Tunnel, durch die man Lebensmittel, Arzneimittel, Zigaretten, und Waffen in den Streifen liefert.
In dem Gaza Streifen sitzt seit vier Jahren der von der Hamas entführte israelische Soldat Gilad Shalit. Seit neun Jahren schießen die palästinensischen Organisationen, die in Gaza tätig sind, wie Hamas, Al-Qaida und Islamischer Jihad Raketen auf Israel, manchmal mehrere an einem Tag. Als Reaktion darauf startete Israel vor einiger Zeit die Operation "Gegossenes Blei", in der über 1300 Palästinenser ums Leben kamen, die meisten davon Zivilisten.
Vor einigen Tagen wollte eine Gruppe von Friedensaktivisten die Sperre brechen. Sie erhielten Unterstützung von der türkischen Regierung, und sind mit sechs Schiffen aus der Türkei, über Zypern, Richtung Gaza gesegelt. In diesen Schiffen saßen Menschen aus aller Welt, darunter Bundestagabgeordnete der Partei "Die Linke", Araber, Europäer, Amerikaner, Israelis und Palästinenser. Auf dem größten Schiff, "Marmara", befand sich auch eine extremistische islamische Organisation aus der Türkei, mit dem Ziel, die israelische Marine zu provozieren.
Auf internationalem Gewässer stoppte die israelische Marina die sechs Schiffe, nachdem die israelische Regierung ihre Durchreise nach Gaza abgelehnt hat. Bei fünf Schiffen protestierten die Menschen passiv und friedlich gegen die Aktion der israelischen Marinasoldaten, ohne Gewalt anzuwenden. Auf dem sechsten Schiff, "Marmara", warteten auf die israelischen Marinasoldaten die Mitglieder dieser extremistischen Organisation. Die Soldaten, die einen friedlichen Protest erwartet haben, wurden gleich bei ihrer Ankunft auf dem Schiff mit Messern, Metallstangen, Ketten, Granaten, und anderen Mitteln angegriffen. Die Soldaten wurden dann verletzt über Bord geschmissen. Als einige der Aktivisten die Waffen der Soldaten von ihnen gerissen haben, eröffneten ihre Kameraden das Feuer. Neun Menschen sind ums Leben gekommen, viele wurden verletzt.
Die ganze Welt reagierte schockiert. Einige Länder brachen die diplomatischen Beziehungen zu Israel ab. In der Türkei sprach man von "Unserem 9.11". In vielen Ländern wurden israelische Botschaften von Demonstrationen umzingelt. In der Weltpresse sprach man von dem Blutbad auf hohem See. Präsident Obama zeigte sich für eine internationale Untersuchung bereit. In ganz Israel gab es Spontane Demonstrationen, auf denen man die Armee unterstützen wollte. Die Regierung wurde heftig kritisiert für die Art und Weise wie diese Aktion durchgeführt wurde. Man fühlt sich in der Meinung bestätigt, die ganze Welt hasst uns. Der palästinensische Präsident Abbas stoppte die Friedensverhandlungen mit Israel auf unbestimmte Zeit. Die Güter, die sich auf den Schiffen befanden, wurden durch die israelischen Checkpoints in den Gaza Streifen geliefert. Es befanden sich dort Rollstühle, Medikamente, und Spielzeugkisten.
Die Israelische Regierung strahlte Bilder aus jener Nacht aus, in denen man den Angriff der Soldaten auf das Schiff sehen konnte, und die gewalttätige Reaktion der Aktivisten am Bord.
Vielleicht habt Ihr diese Bilder gesehen, von dem einen Soldaten der über Bord geschmissen wurde, nachdem er von einem der Friedensaktivisten durch ein Messer im Bauch schwer verletzt wurde.
Dieser Soldat ist ein Freund von mir, und liegt im Krankenhaus. Er wird es überleben. Derjenige, der ihn angegriffen hat, ist tot.
Im Gaza Streifen sitzen immer noch 1.5 Millionen Menschen unter israelischer Blockade.
Viele in Israel beschimpfen jetzt jeden, der sich "Friedensaktivist" nennt. Man nennt uns "Verrätern", "Terroristen". Die Bewegung, die innerhalb der israelischen Gesellschaft stattgefunden hat Richtung Gesprächbereitschaft, ist verschwunden.
Die Welt ist voller Hass gegen Israel. Israel ist voller Hass gegen die Welt. Die Friedensverhandlungen wurden gestoppt. Mein Freund und viele seiner Kameraden liegen im Krankenhaus. Neun Menschen sind tot. Viele sind verletzt.
Eine Erfolgsbilanz einer Friedensmission.
Was soll ich Euch schreiben? Seit Tagen stelle ich mir diese Frage. Soll ich, wie viele der Israelis, Euch die Frage stellen – was würde Euer Land tun? Gibt es in unserer Welt, in der heutigen Sensationspresse einen Platz für eine differenzierte Meinung? Für einen Satz den man nicht auf 5 Sekunden bei CNN beschränken muss? Darf man schreiben, meine Regierung ist dumm, feige und verbrecherisch, diese "Friedensaktivisten" aber waren gar keine echten? Dass man Frieden nicht mit Gewalt erreichen kann? Hat man vergessen, in unserem Konflikt und in der ganzen Welt, wer Gewalt sät, der wird auch Gewalt ernten? Kann man in einem Satz sagen, die Blockade von 1.5 Millionen Menschen ist und bleibt verbrecherisch, geneuso aber wie der Missbrauch einer Friedensmission durch eine terroristische Vereinigung?
Darf man sich über die Blindheit seines eigenen Volks beklagen, und über die Scheinheiligkeit vieler in der ganzen Welt?
Darf man die Frage stellen, was die Welt davon erwartet, wenn man Israel jetzt gegen die Wand drückt? Ob man davon den erhofften Frieden, für den meine Freunde und ich und Millionen in der ganzen Welt arbeiten, für den Millionen in der ganzen Welt beten, erreichen wird? Glauben die Menschen, die 1.5 Millionen Menschen in Gaza Streifen als Geisel nehmen, glauben die Menschen, die mit Gewalt auf unsere Soldaten mit Messern losrannten, sie bringen damit den Frieden näher?
Hört jemand überhaupt noch zu?
Weine Gaza, weine Israel, weine Welt.
Euer Ofer.
In dem Gaza Streifen sitzt seit vier Jahren der von der Hamas entführte israelische Soldat Gilad Shalit. Seit neun Jahren schießen die palästinensischen Organisationen, die in Gaza tätig sind, wie Hamas, Al-Qaida und Islamischer Jihad Raketen auf Israel, manchmal mehrere an einem Tag. Als Reaktion darauf startete Israel vor einiger Zeit die Operation "Gegossenes Blei", in der über 1300 Palästinenser ums Leben kamen, die meisten davon Zivilisten.
Vor einigen Tagen wollte eine Gruppe von Friedensaktivisten die Sperre brechen. Sie erhielten Unterstützung von der türkischen Regierung, und sind mit sechs Schiffen aus der Türkei, über Zypern, Richtung Gaza gesegelt. In diesen Schiffen saßen Menschen aus aller Welt, darunter Bundestagabgeordnete der Partei "Die Linke", Araber, Europäer, Amerikaner, Israelis und Palästinenser. Auf dem größten Schiff, "Marmara", befand sich auch eine extremistische islamische Organisation aus der Türkei, mit dem Ziel, die israelische Marine zu provozieren.
Auf internationalem Gewässer stoppte die israelische Marina die sechs Schiffe, nachdem die israelische Regierung ihre Durchreise nach Gaza abgelehnt hat. Bei fünf Schiffen protestierten die Menschen passiv und friedlich gegen die Aktion der israelischen Marinasoldaten, ohne Gewalt anzuwenden. Auf dem sechsten Schiff, "Marmara", warteten auf die israelischen Marinasoldaten die Mitglieder dieser extremistischen Organisation. Die Soldaten, die einen friedlichen Protest erwartet haben, wurden gleich bei ihrer Ankunft auf dem Schiff mit Messern, Metallstangen, Ketten, Granaten, und anderen Mitteln angegriffen. Die Soldaten wurden dann verletzt über Bord geschmissen. Als einige der Aktivisten die Waffen der Soldaten von ihnen gerissen haben, eröffneten ihre Kameraden das Feuer. Neun Menschen sind ums Leben gekommen, viele wurden verletzt.
Die ganze Welt reagierte schockiert. Einige Länder brachen die diplomatischen Beziehungen zu Israel ab. In der Türkei sprach man von "Unserem 9.11". In vielen Ländern wurden israelische Botschaften von Demonstrationen umzingelt. In der Weltpresse sprach man von dem Blutbad auf hohem See. Präsident Obama zeigte sich für eine internationale Untersuchung bereit. In ganz Israel gab es Spontane Demonstrationen, auf denen man die Armee unterstützen wollte. Die Regierung wurde heftig kritisiert für die Art und Weise wie diese Aktion durchgeführt wurde. Man fühlt sich in der Meinung bestätigt, die ganze Welt hasst uns. Der palästinensische Präsident Abbas stoppte die Friedensverhandlungen mit Israel auf unbestimmte Zeit. Die Güter, die sich auf den Schiffen befanden, wurden durch die israelischen Checkpoints in den Gaza Streifen geliefert. Es befanden sich dort Rollstühle, Medikamente, und Spielzeugkisten.
Die Israelische Regierung strahlte Bilder aus jener Nacht aus, in denen man den Angriff der Soldaten auf das Schiff sehen konnte, und die gewalttätige Reaktion der Aktivisten am Bord.
Vielleicht habt Ihr diese Bilder gesehen, von dem einen Soldaten der über Bord geschmissen wurde, nachdem er von einem der Friedensaktivisten durch ein Messer im Bauch schwer verletzt wurde.
Dieser Soldat ist ein Freund von mir, und liegt im Krankenhaus. Er wird es überleben. Derjenige, der ihn angegriffen hat, ist tot.
Im Gaza Streifen sitzen immer noch 1.5 Millionen Menschen unter israelischer Blockade.
Viele in Israel beschimpfen jetzt jeden, der sich "Friedensaktivist" nennt. Man nennt uns "Verrätern", "Terroristen". Die Bewegung, die innerhalb der israelischen Gesellschaft stattgefunden hat Richtung Gesprächbereitschaft, ist verschwunden.
Die Welt ist voller Hass gegen Israel. Israel ist voller Hass gegen die Welt. Die Friedensverhandlungen wurden gestoppt. Mein Freund und viele seiner Kameraden liegen im Krankenhaus. Neun Menschen sind tot. Viele sind verletzt.
Eine Erfolgsbilanz einer Friedensmission.
Was soll ich Euch schreiben? Seit Tagen stelle ich mir diese Frage. Soll ich, wie viele der Israelis, Euch die Frage stellen – was würde Euer Land tun? Gibt es in unserer Welt, in der heutigen Sensationspresse einen Platz für eine differenzierte Meinung? Für einen Satz den man nicht auf 5 Sekunden bei CNN beschränken muss? Darf man schreiben, meine Regierung ist dumm, feige und verbrecherisch, diese "Friedensaktivisten" aber waren gar keine echten? Dass man Frieden nicht mit Gewalt erreichen kann? Hat man vergessen, in unserem Konflikt und in der ganzen Welt, wer Gewalt sät, der wird auch Gewalt ernten? Kann man in einem Satz sagen, die Blockade von 1.5 Millionen Menschen ist und bleibt verbrecherisch, geneuso aber wie der Missbrauch einer Friedensmission durch eine terroristische Vereinigung?
Darf man sich über die Blindheit seines eigenen Volks beklagen, und über die Scheinheiligkeit vieler in der ganzen Welt?
Darf man die Frage stellen, was die Welt davon erwartet, wenn man Israel jetzt gegen die Wand drückt? Ob man davon den erhofften Frieden, für den meine Freunde und ich und Millionen in der ganzen Welt arbeiten, für den Millionen in der ganzen Welt beten, erreichen wird? Glauben die Menschen, die 1.5 Millionen Menschen in Gaza Streifen als Geisel nehmen, glauben die Menschen, die mit Gewalt auf unsere Soldaten mit Messern losrannten, sie bringen damit den Frieden näher?
Hört jemand überhaupt noch zu?
Weine Gaza, weine Israel, weine Welt.
Euer Ofer.
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